Möchtet ihr mit dem Gitarrespielen anfangen und braucht ein paar Starthilfen, oder könnt ihr schon ein bisschen was und euch fehlt nur der Durchblick? Hier mein Angebot:
Ich,
für meinen Teil spiele hauptsächlich nach dem Prinzip: Alles ist erlaubt! Wenn man irgendwelche
Fingersätze oder bestimmte Haltungen lernt,
dann hat das zwar durchaus einen Sinn. Es heißt allerdings nicht,
daß es anders nicht auch geht. Man glaubt ja gar nicht was man
so alles wegbescheißen kann, ohne daß man was merkt. Andererseits kommt man durch einfaches
Ausprobieren in Bereiche, die man sonst vielleicht nicht einmal gestreift hätte und lernt dadurch
mehr. Ich möchte mit dem Workshop meine Erfahrungen als "Autodidakt" weitervermitteln.
Also versteift Euch nicht zu
sehr auf irgendwelche Theorien, sondern laßt Eurer Fantasie freien
Lauf.
Alles, was gut klingt ist erlaubt!
Trotzdem ein paar grundlegende Dinge vorweg:
Die Haltung der Gitarre:
Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten, die Gitarre zu halten: Die klassische Variante,
bei der die Gitarre auf dem linken Oberschenkel liegt, der linke Fuß auf einem kleinen Podest erhöht ist
(Dafür gibt es spezielle Gitarristen-Fußstühlchen)
Der Vorteil hier: Der Gitarrenhals steht relativ steil nach oben und man kann viel sauberer spielen,
was für die klassische Gitarre besonders wichtig ist.
Die zweite Variante ist die, die wahrscheinlich automatisch jeder verwendet, ich nenne
sie die "Lagerfeuer-Haltung":
Die Gitarre liegt ganz bequem waagrecht auf dem rechten Oberschenkel und sieht viel cooler aus.
Für welche Haltung ihr Euch entscheidet ist Geschmackssache, bzw. hängt auch von der
Musikrichtung ab, die ihr hauptsächlich spielen wollt.
Haltungen, wie hinter dem Kopf spielen,
oder auf dem Rücken durch den Raum rutschen sind mehr für Showzwecke geeignet und
beim "normalen" Spiel eher unüblich!
Haltung der linken Hand:
Die Finger der
linken Hand sollten immer möglichst steil über dem Griffbrett gehalten werden,
in etwa vergleichbar mit einem Pianisten, der die Finger nicht flach auf die Tasten legt, sondern steil
von oben herab greift. Zu diesem Zweck ist es wichtig, daß der Daumen nicht neben dem Griffbrett liegt,
sondern immer darunter. Stellt Euch vor, auf der Rückseite des Griffbretts ist in der Mitte eine Rille,
in der der Daumen wie auf einer Schiene auf und ab läuft. (Ich gebe gleich mal zu, daß
ich mich aus Bequemlichkeitsgründen auch nicht immer daran halte, aber es erleichtert
das Greifen ungemein)
Die Finger der linken Hand haben vor allem bei
Melodien und Läufen ihren Zuständigkeitsbereich als
Grundkonstellation
. In der jeweiligen Lage bekommt jeder Finger seinen eigenen Bund, für
den er dann auf jeder Saite zuständig ist. Das sieht dann in etwa so
aus: Finger 1-4 ist Zeige-kleiner Finger
Vorsicht: Das alles sind nur Grundkonstellationen! Die Finger können und werden auch oft aus ihrem Zuständigkeitsbereich herausspringen, weil sie woanders dringender gebraucht werden. Hierfür werden in Gitarrennoten meistens Fingersätze angeboten. Die Betonung liegt auf "Angeboten". Ich halte diese Fingersätze nicht immer für sinnvoll, weil mir selbst an manchen Stellen einfach ein anderer Finger lieber ist, als der angegebene. Wenn man etwas Routine bekommt, nimmt man automatisch den Finger, der grad "Zeit hat".
Die Fingersätze werden dann folgendermaßen angegeben:
Linke Hand:
1 = Zeigefinger
2 = Mittelfinger
3 = Ringfinger
4 = Kleiner Finger
Rechte Hand:
p = Daumen
i = Zeigefinger
m = Mittelfinger
a = Ringfinger
Eine entsprechende
Notenschrift könnte dann z.B. so aussehen:
So, jetzt geht´s aber los! Zum Einstieg mal eine ganz grundlegende Frage, die für manche nicht so leicht ist, wie sie klingt:
Einiges!
Manchmal gibt es Schwierigkeiten, wenn man zwar die Noten kennt, aber nicht weiß, wo sie auf dem Griffbrett liegen, was sehr wichtig für die Zusammenhänge zwischen einzelnen Tönen und Akkorden ist . Dabei kann man sie sich ganz leicht selbst suchen, wenn man ein paar Sachen weiß:
1. Wie wohl den meisten bekannt sein dürfte, ist bei der Gitarre jeder Bund ein Halbton. Naheliegend! In unserem System gibt´s ja auch nix kleineres als Halbtöne.
2. Was man noch wissen sollte, ist die Stimmung einer Gitarre:
E - A - D - G - H - E
3. Schließlich fehlt noch eine Sache: die Chromatische Tonleiter, die Abfolge der Halbtöne (also die Abfolge der Bünde auf der Gitarre). Fangen wir mal bei der tiefen E-Saite an:
E (leer)-F (1. Bund)-Fis (2. Bund)-G (3. Bund)-Gis (4. Bund)-A (5. Bund)
Stop! Was fällt auf? A ist bereits der selbe Ton, wie der der nächsten leeren Saite, also geht´s an dieser Stelle auf der A-Saite weiter:
A-B-H-C-Cis-D D = nächste Saite....
Vorsicht: Der Wechsel von der G-, auf die H-Saite ist gemein, da sind´s nämlich nur 4. Bünde!
So sieht die chromatische Tonleiter aus. Die rotmarkierten Töne zeigen den Saitenwechsel an.
So, jetzt sollte jeder eine chromatische Tonleiter
auf der Gitarre spielen können und sich nicht mehr fragen: Wo liegt denn der Ton
eigentlich? Im Notfall abzählen!
Melodien
Der Kinderklassiker "Alle meine Entchen" besteht ausschließlich aus der normalen
Tonleiter. Probiert es aus! Kinderlieder beschränken sich meistens auf eine einzige Tonleiter.
Ansonsten sind in den meisten Songbooks die Melodien der jeweiligen Stücke abgedruckt.
Probieren wir doch noch eine andere Tonleiter aus: D-Dur.
Vorsicht:
D-Dur hat zwei Kreuz als Vorzeichen" d.h. Die Töne "f" und "c" werden grundsätzlich zu einem "fis" und entsprechend einem "cis" erhöht,
was am Anfang der Zeile mit einem "#" an der jeweiligen Stelle angezeigt wird.
Such Dir deinen Akkord doch selbst!
Wer mit der Gitarre Lieder begleiten will, der kommt ohne Akkorde logischerweise zu nichts. Natürlich ist es
sinnvoll sich erstmal ein paar Griffe anzueignen und auswendig zu lernen. Die wichtigsten Gitarrenakkordgriffe gibt
es auf dem interaktiven Griffbrett.
Wer richtig einsteigen will, der sollte sich mit der Frage "Wie such ich
meinen Akkord selbst?" beschäftigen. Ihr werdet feststellen, daß es für jeden Akkord mehrere
Griffmöglichkeiten gibt. Wer weiß, warum man z.B. einen G-Dur Akkord so greift,
wie man es aus Grifftabellen herauslesen kann, der kann sich bald alle Akkorde in allen Lagen
selbst zusammensuchen
Nehmen wir testweise mal diesen G-Dur Akkord und bauen ihn auf:Was für Töne sind drin?
G (Grundton)-H (Terz)-D (Quinte)!
Grob gesagt suchen wir jetzt alle G´s H´s und D´s, die wir gleichzeitig greifen können. Dazu könnt ihr auch die oben abgebildete chromatischen Tonleiter zu Rate ziehen.
Das tolle ist: Wir haben hier bereits drei leere Saiten, die G, H und D heißen. Fehlen nur noch drei weitere Saite, die wir greifen müssen.
Auf den beiden E Saiten ist das G jeweils im 3. Bund, auf der A Saite ist das H im 2. Bund. Und voila - G-Dur!
Das funktioniert natürlich bei jedem anderen Akkord auch. Probier es aus!!!
z.B.: E, A, C, D
(E-Dur besteht aus E, Gis und H; A-Dur besteht aus A, Cis und E)
Wenn auf einer Saite kein Akkordton in greifbarer Nähe ist, muß man die Saite halt irgendwie abdämpfen. Lieber klingt sie gar nicht, als falsch. Das kommt aber nicht so oft vor.
Barregriffe
Wichtig ist die chromatische Tonleiter vor allem bei Barreegriffen.
Mit den beiden Barregriffen F-Dur und B-Dur kann man alle anderen Dur Akkorde spielen, wenn man weiß, wie man den Griff auf dem Griffbrett verschieben muß.
Erstmal die Griffe:
F-Dur: Der Zeigefinger liegt im 1. Bund quer über alle Saiten, der Ringfinger ist auf der A Saite im 3. Bund, der kleine Finger auf der D-Saite im 3 Bund und der Zeigefinger auf der G-Saite im 2. Bund.
B-Dur: Der Zeigefinger liegt auch hier im 1. Bund quer, der Mittelfinger ist auf der D-Saite im 3. Bund angesiedelt, Ringfinger und kleiner Finger liegen auch im 3. Bund jeweils eine Saite darunter, also auf der G, und H-Saite.
Jetzt wird verschoben!!!
Entscheidend ist dabei der Bund auf dem der Zeigefinger querliegt. Dieser Finger greift nämlich bei F-Dur den Basston, das F im 1. Bund auf der E -Saite.
Bei B-Dur greift dieser Finger auch den Basston, das B, nämlich im 1. Bund auf der A-Saite.
Suche ich z.B einen Fis-Dur Akkord, dann lege ich den Zeigefinger eben nicht im 1.Bund quer, wo das F liegt, sondern im 2. wo das Fis liegt und baue meinen restlichen Akkord dann entsprechend einen Bund höher auf.
Bei G-Dur ist es dann der 3. Bund usw.
Wenn wir den ganzen F-Dur Spaß bis in den 5. Bund verschoben haben, können wir mit dem 6., 7. Bund usw. fröhlich weitermachen. Das ganze hat den Nachteil, daß es irgendwann recht eng wird und der Gitarrenkorpus bald im Weg ist.
Deswegen wechseln wir an dieser Stelle auf den B-Durgriff. Nach A-Dur (F-Dur-Griff 5. Bund) kommt B-Dur und der liegt wieder im 1. Bund (richtet sich nun nach der A-Saite).
Jetzt geht´s weiter: B-Dur-Griff im 2. Bund = H-Dur...
Vorsicht: Wenn ich F-Dur-Griff (B-Dur-Griff) sage, meine ich nicht den F-Dur Akkord, sondern nur die Fingerkonstellation, schließlich heißt der F-Dur-Griff im 2. Bund eben nicht F-Dur, sondern Fis-Dur.
So, jetzt können die Barremächtigen chromatisch alle Dur-Akkorde spielen und kommen auch ohne Kapodaster durch Monstertonarten, wie As, Es oder Fis nicht mehr in Verlegenheit.
Bei Moll-Akkorden läuft genau dasselbe.
Allgemein gesprochen läuft das bei allen Akkorden, die keine leere Saite haben!
Ich brauch kein Songbook!
Jetzt wird das musikalische Gehör gefordert!
Mit ein bisschen Gefühl und Übung könnt ihr die Akkorde von euren Lieblingshits selbst heraushören! Dazu muß man natürlich schon einige Akkorde kennen und auch etwas Gehör haben. Aber versuch´ es einfach mal. Manche Leute hören mehr als sie glauben!
1. Such Dir ein nicht zu schwieriges Lied heraus, also eins bei dem die Akkordfolge möglichst überschaubar klingt. Am besten sind Lieder, die von einer Gitarre begleitet werden. Da eignen sich z.B. Sachen von STS, oder einfache Songs, wie "Leaving on a jet plane", "Streets of London" oder "If I had a hammer".
Ganz toll geeignet: "Hymn" und "Lady in Black" Da gibt´s das ganze Stück durch nur jeweils zwei Akkorde. Die sind leicht zu finden.
2. Jetzt hört euch mal die ersten paar Takte vom Lied an. Versucht möglichst erstmal auf die Basstöne zu hören. Meistens baut sich der Akkord auf diesen Tönen auf.
3. Ihr hört einen bestimmten Basston? Macht die Musik aus und versucht ihn nachzusingen oder ihn euch einfach zu merken.
4. Jetzt ist die Gitarre dran: Versucht diesen Ton auf dem Griffbrett zu finden. Am besten geht ihr von der tiefen E-Saite aus und klappert die chromatische Tonleiter ab, so lange bis die Gitarre den Ton spielt, den ihr singt. Voila - das ist schonmal der Basston!
5. Jetzt brauchen wir noch den Akkord. Wenn ihr als Basston z.B. ein "G" gefunden habt, dann probiert einfach mal G-Dur aus. Jetzt empfielt es sich, die entsprechende Stelle im Original nochmal anzuhören und mit dem Akkord zu vergleichen. Klingt´s noch schräg? Dann probiert es mal mit dem entsprechenden Moll Akkord.
Vorsicht: Es kommt auch vor, daß der Basston nicht der Grundton vom Akkord ist! Dann wird´s kniffliger. In diesem Fall könnt ihr versuchen den Basston z.B. als Terz oder Quinte zu interpretieren. Habt ihr als Basston z.B. ein "H" dann könnte das auch die Terz von G-Dur sein. Dann wäre das ein G-Dur Akkord mit einem "H" im Bass. Einfach mal alles ausprobieren und immer wieder den Gitarrenakkord mit dem Original vergleichen!
Gute Gehörübung: Lasst euch von einem Kumpel einzelne Akkorde vorspielen (ohne hinzuschauen natürlich!) und versucht sie nachzuspielen. Ihr müßt ja nicht gleich den richtigen treffen. Ausprobieren ist immer erlaubt. (Sogar bei Auftritten, solang es keiner merkt!)
6. Habt ihr den ersten Akkord vom Lied? Dann laßt das Lied weiter laufen bis ihr einen Akkordwechsel hört. Hier geht´s wieder von vorne los.
Nicht verzweifeln! Oft besteht so eine Strophe nur aus 3-4 manchmal sogar nur 2 Akkorden. Und wenn ihr eine Strophe habt, habt ihr die anderen logischerweise auch.
Zupf, zupf, zupf...
Bisher war eigentlich nur die linke Hand richtig beschäftigt. Die rechte Hand hat natürlich auch was zu tun. Sie kann entweder zupfen oder schlagen. (Vielleicht auch mal streicheln, dann aber nicht auf der Gitarre)
Beim Zupfen gibt es nahezu endlos Möglichkeiten. Nachdem hier die Feinmotorik etwas mehr angesprochen wird als beim Schlagen, empfiehlt es sich, erstmal die Finger zu sortieren:
Also: Wir haben einen Daumen, einen Zeigefinger, einen Mittelfinger und einen Ringfinger. Der kleine Finger spielt erstmal nicht mit! (siehe unter "Intro")
Jeder Finger hat seinen groben Zuständigkeitsbereich, aus dem er natürlich auch ausbrechen kann. (Ausnahmen gibt es immer!) Im Moment bleiben wir aber mal dabei:
Der Daumen bedient die Baßsaiten. Das sind die tiefen 3. Bleiben also 3 Saiten für die anderen Finger übrig. Nachdem da genau 3 Finger übrig sind. Kriegt jeder seine eigene Saite. Und zwar so, wie´s am bequemsten ist:
Der Zeigefinger die G-Saite,
Der Mittelfinger die H-Saite
Der Ringfinger die hohe E-Saite
Wenn nun jeder Finger auf seiner Saite bleibt, dann kann man z.B. bei C-Dur folgende Zupfschemen verwenden:
sehr brauchbar: Das Mey-Picking: Mey Picking mit Wechselbass: Simon & Garfunkel "The Boxer": |
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So klingt´s So klingt´s So klingt´s So klingt´s So klingt´s So klingt´s So klingt´s |
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Hau´ rein!
Üben, üben, üben...
So, jetzt geht´s los!!
Am besten lernt man in der Praxis!
Was braucht man dazu? Ein paar Freunde, ein paar Flaschen Wein und ein Songbook. Da stehen die Akkorde immer mit dabei. Keine Angst, wenn ein Akkord nicht gleich kommt, dann laßt ihn halt weg, die allgemeine Runde gröhlt dann schon drüber. Irgendwann kommt der Akkord dann auch!
Tricks, Effekte und Gags
Wer ein bischen tiefer graben möchte
und ein paar Besonderheiten aus seiner Gitarre kitzeln will, der folge mir jetzt unauffällig in
die Trickkiste!